Nearshoring oder Offshoring: die Qualität der Entwickler ist entscheidend
Nearshoring und Offshoring sind zwei Möglichkeiten, Tätigkeiten in einem anderen Staat auszulagern. Welches Konzept dabei das bessere ist, wird kontrovers diskutiert. Dabei sollte vielmehr die Qualität der Entwickler im Vordergrund stehen.
Was sind die Unterschiede?
Bei Near- oder Offshoring geht es um Tätigkeiten, die für ein Unternehmen in einem anderen Staat erbracht werden. „Nearshore“ bzw. „offshore“ beschreibt die Entfernung des Staates vom Heimatland. Allerdings ist die Entfernung, wo Nearshore aufhört und Offshore anfängt, nicht genau festgelegt. Nearshoring fängt im Prinzip in den Nachbarstaaten des Heimatlandes an. Von Deutschland ausgesehen, werden darunter jedoch nicht Österreich, die Schweiz oder Frankreich verstanden, sondern osteuropäische Staaten, wie zum Beispiel Rumänien, die Ukraine oder Polen, wobei bei letzterem das Kriterium „Nachbarstaat“ wieder zutrifft.
Beim Offshoring liegt der Staat „weit entfernt“. In der Regel befindet er sich auf einem anderen Kontinent. Konkret gemeint sind jedoch häufig asiatische Staaten, v.a., wenn es um Softwareentwicklung geht. „Indien“ ist hier das Stichwort.
Neben der etwas schwammigen Definition der beiden Begriffe kommen auch noch verschiedene Bezeichnungen für das Outsourcing hinzu. So wird für Nearshore oft der Begriff „Nearsourcing“ verwendet. Für Offshore ist Farshoring eine gängige Bezeichnung.
Welche Vor- und Nachteile gibt es?
Dass beide Varianten Vor- und Nachteile haben, ist klar. Allerdings können diese nicht so ganz einfach definiert werden, da die Nach- bzw. Vorteile oft im Auge des Betrachters liegen. Trotzdem lassen sich verschiedene Vorteile wie Nachteile nennen, die mehr oder weniger für eine der beiden Möglichkeiten sprechen. Dazu gehören:
- Zeitverschiebung
- kulturelle Unterschiede
- Sprache
- Personalverfügbarkeit
- Kosten
- Vor-Ort-Abstimmung
Zeitverschiebung
Gegen Farshoring wird oft das Problem der Zeitverschiebung genannt. Allerdings lohnt sich hier ein Blick in die Details. Dieser soll am Beispiel von Indien und der Ukraine verdeutlicht werden.
- Indien liegt in der Zeitzone UTC+5:30. Gemessen an der MEZ ist es in Indien also 4,5 Stunden später bei uns.
- Die Ukraine liegt in der Zeitzone UTC+2 und von März bis Oktober in der Zeitzone UTC+3. Gemessen an der MEZ ist es in der Ukraine also eine bzw. zwei Stunden später als hierzulande.
Das bedeutet, dass die osteuropäischen Staaten mehr gemeinsame Arbeitszeit mit Deutschland haben. Dies ist sicherlich ein Vorteil dieser Staaten, wenn viele Besprechungen abgehalten werden müssen. Findet die Besprechung mit Indien statt, kann die Zeitverschiebung aber auch Vorteile bringen. So fallen diese Calls oft effektiver aus, da in Europa auf die (Arbeits-)zeit geachtet wird. Die Zeitverschiebung mit Indien bringt aber noch einen weiteren Vorteil. Denn in Indien wird gearbeitet, wenn es hier noch Nacht ist. So können Projektfortschritte erzielt werden, um es salopp zu formulieren, während wir schlafen. Die indischen Softwareentwickler arbeiten auch im Schichtmodell so dass diese zu deutschen Zeiten arbeiten können. Oft wird es von den indischen Entwicklern gerne angenommen, da diese die Staus zu den Stoßzeiten vermeiden können.
Kulturelle Unterschiede
Kulturelle Unterschiede werden gern gegen das Farshoring eingebracht. Denn, so die Annahme, Personen in „benachbarten“ Staaten sind unserer Kultur näher. Ob dies tatsächlich so ist, ist fraglich. So lässt sich mit Italien, Frankreich oder Schweiz kontern. Auch kulturelle Unterschiede, die mit der Religion zusammenhängen, lassen sich leicht entkräften. Denn nicht einmal in Deutschland sind die Feiertage bundesweit einheitlich.
Sprache
Da in der Softwareentwicklung v.a. Englisch gesprochen wird, sind die Deutschkenntnisse der Entwickler im Ausland nicht von Belang. Daher geht es genau genommen um die Englischkenntnisse. In Indien sind Hindi und Englisch die Amtssprachen der Union. Englisch ist zwar keine offizielle Amtssprache, ist jedoch die wichtigste Sprache in der Politik und Wirtschaft. Im Allgemeinen gelten die Englischkenntnisse in der Branche mittlerweile als sehr gut. In Nearshoring-Staaten hängen die Englischkenntnisse vom jeweiligem Bildungssystem ab. Es kann auf keinen Fall behauptet werden, dass Englisch dort in jedem Fall besser gesprochen wird.
In beiden Fällen ist jedoch klar, da es sich nicht um Nativespeaker handelt, dass Sie sich erst an die Kommunikation gewöhnen müssen.
Personalverfügbarkeit
Bei der Personalverfügbarkeit spricht rein zahlenmäßig gesehen, alles für Indien, da es mehr Einwohner als die osteuropäischen Staaten hat. Daher ist die Auswahl an Personal in Indien in jedem Fall größer. Da in beiden Regionen IT-Abschlüsse gefördert werden, lassen sich in Indien und in Osteuropa qualifizierte Entwickler finden. Hier kommt es auf Ihre Anforderungen und das verfügbare Budget an.
Kosten
Die Einsparung von Kosten wird häufig als das Argument für das Outsourcing ins Ausland genannt. Allerdings wird dies heutzutage nicht mehr als der Hauptgrund für das Outsourcing gesehen. Denn auch in Indien verlangen Top-Leute mittlerweile ein stolzes Gehalt. Trotzdem liegen die Personalkosten in der Regel deutlich unter jenen in Deutschland. Generell kann auch gesagt werden, dass die Personalkosten in Indien geringer sind als in Osteuropa. In beiden Fällen gibt es jedoch Unterschiede zwischen den jeweiligen Regionen innerhalb des Staates. So sind Entwickler in größeren Städten in der Regel teurer als in kleineren.
Vor-Ort-Abstimmung
Zwar sind im Zuge der digitalen Kommunikation regelmäßige Treffen vor Ort nicht mehr so oft notwendig, aber für viele Unternehmer ist es ein Bedürfnis, sich regelmäßig mit ihrem Dienstleister zu treffen. Da liegt eine Nearshorelösung Osteuropa natürlich näher als die Offshorelösung Indien. Partner wie SIHTAS können hier Abhilfe schaffen und deren Projektkoordinatoren die Termine wahrnehmen.
Remote Team und virtuelles Team
Während große Unternehmen in der Regel einfacher den Weg in das Offshoring oder Nearshoring finden, bietet sich für kleinere und mittlere Unternehmen ein remote Team als Lösung an. Bei diesem Modell stellt Ihnen ein Partner ein Team an Entwicklern zur Verfügung. Dabei bleibt die Leitung des Teams bei Ihnen, während der Partner die arbeits- und steuerrechtlichen Vorgänge übernimmt. Da der Partner auch die Entwickler für Sie sucht, verringert sich das eigene Risiko, an einen Entwickler zu kommen, der nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Das Remote Team wird oft virtuelles Team genannt, da die Teammitglieder in verschiedenen Regionen sein können. Kommuniziert wird digital über den Bildschirm.
Fazit
Nearshore oder Offshore ist heute nicht mehr eine Frage der Entfernung, sondern der Qualität der Entwickler. So gibt es beim Outsourcing keine großen Unterschiede zwischen Indien und anderen Regionen. Allerdings sind indische Entwickler bei gleicher Qualität, immer noch günstiger als (remote) Entwickler in anderen Staaten. Um das eigene Risiko zu senken, empfiehlt es sich, ein remote bzw. ein virtuelles Team zu bilden, welches von speziellen Dienstleistern, wie zum Beispiel dem deutschen Unternehmen SIHTAS, angeboten werden. Durch diese remote Entwickler lässt sich die Skalierbarkeit der Teams erhöhen.